Im Gespräch mit Lina Suter

«Ich fühle mich pudeliwohl.»

Lina Suter wohnt, lebt und arbeitet seit gut acht Jahren im Eichholz. Sie hat den Umzug in die neue Liegenschaft im Choller miterlebt, sich im Zuge dessen für das Wohnen in einer Wohngemeinschaft entschieden, arbeitet regelmässig und mit grossem Engagement im Atelier und ist im Bewohnerrat tätig. Wir haben uns mit ihr rund um ihr Leben im Eichholz unterhalten.


Frau Suter, wie lange sind Sie schon im Eichholz?


Lina Suter: Ich bin jetzt seit zirka acht Jahren im Eichholz. Ich habe noch im alten Gebäude gewohnt und dann den Umzug mitgemacht hierher ins neue Gebäude.


Im «alten Eichholz» gab es ja nur Einzelzimmer. Im Zuge des Umzugs haben Sie sich für das Wohnen in einer WG entschieden. Was waren Ihre Gründe?


Es ist einfach lebendiger, alles ist jeden Tag immer neu. Und man ist nicht so alleine, sondern immer mit anderen zusammen. Ich habe es vor allem auch als Herausforderung gesehen für mich. Und vorher habe ich auch wie alle im Speisesaal gegessen, und jetzt essen wir alle gemeinsam in der WG.


Seit zwei Jahren seid ihr ja nun alle hier an dem neuen Ort. Wie fühlt sich das mittlerweile an?


Sehr, sehr gut! Das Einleben in die WG war sicherlich etwas kompliziert und schon ein riesiger Schritt für mich. Aber ich habe es geschafft! Früher musste ich mich ja nur um mich und mein Einzelzimmer kümmern und jetzt geht es um die ganze WG. Das war schon eine grosse Umstellung.


D.h. Sie essen und kochen auch zusammen in der WG?


Wir essen immer gemeinsam auf der WG. Mittags wird uns das Essen auf die WG gebracht und am Abend dürfen wir selbst kochen. Es ist immer einer zuständig fürs Kochen und wird dabei vom Personal unterstützt. Also, jeden Abend kocht jemand anderes und so gibt es auch immer ein anderes Menü. Dann müssen wir dafür die Einkaufsliste machen und auch einkaufen gehen. Das ist unter anderem mein Ämtli, mit noch jemandem.


Mit wie vielen Personen leben Sie zusammen?


Wir sind fünf, das ist die grosse WG bei uns im Haus. Es gibt ja dann noch die kleinere WG und die Studios.


Und wie ist die Verteilung Männer - Frauen in Ihrer WG?


Ich bin die einzige Frau bei uns (lacht).


Und geht das gut?


Ja, das geht schon. Ich komme da schon zurecht. Jetzt ist ja kürzlich noch eine Person verstorben; d.h. aktuell sind wir nur zu viert.


D.h. das Leben in der WG gefällt Ihnen?


Ja, auf jeden Fall. Es ist viel ruhiger bei uns in der WG als vorher, mehr so wie eine Familie. Man lernt sich viel besser kennen und hat mehr miteinander zu tun. Und man kann sich gegenseitig helfen – das kommt natürlich auf die Stärken von jedem drauf an. Also, ich will nicht mehr in ein Einzelzimmer zurück (lacht).


Gibt es denn auch ein Gemeinschaftsbad?


Nein, alle haben Dusche und WC separat bei sich im Zimmer. Und dann kommt je nachdem die Spitex.


Tagsüber sind Sie ja dann noch im Atelier. Wie oft sind Sie dort?


Die ganze Woche, also jeden Morgen von Montag bis Freitag.


Und was machen Sie da?


Jetzt vor allem Weihnachtskarten. Jetzt ist bei uns alles für Weihnachten. Wir machen verschiedene Karten mit verschiedenen Mustern. Das mache ich sehr gerne, das macht mir Spass. Ich fokussiere mich dann nur auf die Arbeit und kann alles andere ausblenden. Das ist gut für mich.


Entwickelt ihr auch selbst die verschiedenen Sujets für die Karten?


Ja, das liegt mir auch. Wir machen dann zunächst mal ein Prototyp und zeigen es den Kunden. Und dann kommt es auf die Bestellung drauf an… oder wir zeigen die Karten am Weihnachtsmarkt wie jetzt am 24 und 25. November in der Halle 44. Aber ich kann da leider nicht gehen; ich bekomme bei so vielen Menschen Platzangst.


Wie viele Personen arbeiten im Atelier?


Ja, ich glaube immer so jeweils so acht bis zehn Personen pro Halbtag. Es ist ja jetzt viel grösser als noch im alten Gebäude. Und das ist für mich sehr angenehmen, dass es nicht so eng ist.


Ist das Atelier denn am Nachmittag auch offen?


Ja, aber ich habe nachmittags immer meine Termine. Vormittags gehe ich ins Atelier und am Nachmittag lege ich dann meistens meine Termine und mache alles andere.


Und dann sind Sie ja auch noch im Bewohnerrat aktiv. Wie muss ich mir diese Arbeit vorstellen?


Wie soll ich Ihnen das möglichst einfach erklären: Wir sind zu fünft, davon ein Mann, alles Bewohner von der Pension und der WG. Frau Wirz begleitet die Sitzungen und wir können dann Themen einbringen oder auch unsere Meinung zu Themen äussern.


D.h. ihr seid gewählt?


Ja, wir werden von allen gewählt. Und wenn jemand ein Thema hat, kann er das in den Bewohnerrat eingeben und wir bringen das dann in die Sitzung mit ein.


Und wie oft trifft sich der Bewohnerrat?


So etwa alle drei bis vier Monate.


Was sind denn gerade aktuelle Themen?


Food-Waste und das Thema Geschirr. Einzelne Dienstleistungsnutzende nehmen das Essen mit aufs Zimmer und bringen das Geschirr nicht mehr zurück. Oder werfen es dann samt dem Teller weg, wenn das Essen eingetrocknet ist. Da müssen wir was machen.


Noch ein Thema?


Ja, ob wir dem Personal «Du» oder «Sie» sagen wollen?


Und welche Meinung hat der Bewohnerrat zu diesem Thema vertreten?


Wir haben im Bewohnerrat alle für «Sie» plädiert. Ich finde das besser, es gibt mehr Distanz und Respekt, auch gerade für Personen von ausserhalb. Ich finde, so ist alles viel klarer und geregelter.


Sie sind ja sehr aktiv. Haben Sie das Gefühl, Sie können Ihr Leben selbst bestimmen?


Ich mache ja eh vieles selbst und brauche wenig Personal. Ja, ich habe das Gefühl, ich kann selbst entscheiden und mein Leben selbst bestimmen. Klar gibt es ein paar Einschränkungen, es gibt auch Regeln, aber ich mache meine Termine selbst, kann auch sagen, heute gehe ich einkaufen, jetzt gehe ich da und dort hin. Auch meine Ämtli, die mache ich selbst, da muss niemand schauen, ob ich es mache oder nicht.


Was geniessen Sie sonst noch im Eichholz?


Wir hocken nicht mehr alle so auf einem Haufen. Das war vorher ein bisschen wie Eingepfercht-Sein. Man kann sich mehr verteilen im Haus und das ist schon viel entspannter.


Wenn ich Ihnen so zuhöre, habe ich den Eindruck, Sie fühlen sich wohl?


Ich? Ja, ich fühle mich hier «pudeliwohl».


Frau Suter, besten Dank für Ihre Zeit und weiterhin alles Gute hier für Sie im Eichholz.